AP 4: Personalisierte Risiken

Personalisierte Risiken für Spätfolgen nach Strahlenexposition

Für Strahlenexpositionen mit Dosen unterhalb von 4 Gy beruhen aktuell verwendete Risikomodelle zum größten Teil auf Analysen der Atombombenüberlebenden von Hiroshima und Nagasaki mit empirischen Modellen des zusätzlichen relativen und absoluten Risikos. Für einzelne Organe liefern jedoch weitere Kohorten wichtige zusätzliche Informationen zum Risiko und zu individuellen Risikofaktoren. Bislang werden diese Informationen nicht in systematischer Weise in den Risikomodellen berücksichtigt. Mechanistische Modelle der Pathogenese liefern einen weiteren wichtigen Baustein zur Risikoabschätzung, neue Entwicklungen in diese Richtungen sollen jetzt Berücksichtigung finden. Die Hintergrundrisiken einzelner Organe unterscheiden sich zum Teil deutlich zwischen der japanischen und deutschen Bevölkerung und die Übertragung der Risikomodelle muss für jedes Organ separat untersucht werden. Eine Abschätzung von Modellunsicherheiten ist notwendig, um Artefakte auszuschließen, die aus der Verwendung nur eines Modells entstehen können.

Eine Strahlenexposition mit Dosen oberhalb von 4 Gy tritt praktisch nur bei der therapeutischen Strahlenanwendung auf. Die mit solchen Strahlenexpositionen verbundenen Spätrisiken sind bisher nur unzureichend quantifiziert. In verschiedenen Studien (meistens Fall-Kontrollstudien) wurde ein erhöhtes Risiko für mehrere Krebslokalisationen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden, es existiert bisher aber keine systematische Beschreibung der Risiken. Es sollen deshalb Risikomodelle sowohl aus publizierten wie auch individuellen Daten entwickelt werden, die individuelle Risikofaktoren (z.B. auch eine möglicherweise durchgeführte Chemotherapie) berücksichtigen. Da in den Organen signifikante Dosisgradienten auftreten können, muss untersucht werden, welche Dosisparameter für die Bewertung der Spätfolgen zu verwenden sind. Das Ziel von AP4 ist es, die Risikomodelle zu erarbeiten, aus denen nach einer Strahlenexposition die zusätzlichen relativen und absoluten Risiken bei vorgegebenen Zeiten nach Exposition sowie die Lebenszeitrisiken bestimmt werden können. Dabei sollen die Risiken sowohl für die wichtigsten (Sekundär-)Tumoren als auch für Herz-KreislaufEerkrankungen bestimmt werden. Individuelle Risikofaktoren wie z.B. familiäre Prädisposition, Lebensgewohnheiten, Bluthochdruck oder Übergewicht sollen, soweit Daten in ausreichender Qualität vorhanden sind, in den Modellen berücksichtigt werden.

Beteiligte Partner:
Institut für Strahlenschutz, Helmholtz Zentrum München
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Johannes-Gutenberg Universität Mainz