Überblick der PASSOS Methodologie

Brustkrebs-Strahlentherapie reduziert das erneute Auftreten des Tumors und verbessert das Überleben der Patientinnen. Jedoch erhöht sich durch die Strahlenbelastung auch das Risiko für das Auftreten eines anderen Tumors oder für Herzkrankheiten im späteren Leben. Diese strahleninduzierten Langzeitrisiken werden immer bedeutender mit verbesserten Heilungsraten und längerem Überleben der Patientinnen. Strahlendosen in nahen wie auch in entfernteren Organen hängen stark von der Bestrahlungstechnik wie auch der individuellen Patientin ab. Um personalisierte Langzeitrisiken abzuschätzen, muss diese dosimetrische Information mit entsprechenden Modellen für strahleninduzierten Krebs und Herzkrankheiten kombiniert werden.

 

In der Brustkrebs-Strahlentherapie wird normalerweise die betroffene Brust homogen bestrahlt, mit einem zusätzlichen Boost auf das Tumorbett. Organe in unmittelbarer Nähe der betroffenen Brust (Herz, Lunge, kontralaterale Brust) erhalten sehr hohe Dosen mit steilen Dosisgradienten. Die Dosisverteilung in diesen Organen kann nicht nur stark von der applizierten Methode abhängen, sondern auch von den anatomischen Eigenschaften der individuellen Patientinnen. Weiterhin können auch die entfernteren Organe erhebliche Dosen erhalten, die stark abhängig von der Technik und schlecht klassifiziert sind. In PASSOS wurde eine systematische Charakterisierung der Exposition von nahen und entfernten Organen vorgenommen.

 

Modelle des Strahlenrisikos nach Brustkrebs-Strahlentherapie müssen sowohl für verschiedene Krebsarten wie auch für Herzkrankheiten entwickelt werden. Aufgrund des extremen Dosisbereiches, insbesondere für das Herz, die Lunge und die kontralaterale Brust, müssen Risikoabschätzungen basierend auf Strahlentherapie-Studien kombiniert werden mit Abschätzungen aus strahlenepidemiologischen Studien des niedrigen- und mittleren Dosisbereiches. Weiterhin müssen individuelle Risikofaktoren berücksichtigt werden.

 

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die verwendete Methodologie. Die PASSOS Software kombiniert die dosimetrische Information mit den Risikomodellen und kann spontane und strahleninduzierte Langzeitrisiken für verschiedene Krebarten und für Herzkrankheiten berechnen. Die Langzeitrisiken werden für verschiedene Zeiten nach Strahlentherapie angebeben, wie z.B. nach 10 oder 20 Jahren. Zur Zeit befindet sich die Software in einer Testphase; im Anschluss wird sie frei verfügbar gemacht werden.

Abbildung 1: PASSOS Schema zur Berechnung von personalisierten Lebenszeitrisiken nach Brustkrebs-Strahlentherapie

 

 

Kontakt: Dr. Markus Eidemüller

 

Eidemüller M, Simonetto C, Kundrát P, Ulanowski A, Shemiakina E, Güthlin D,

Rennau H, Remmele J, Hildebrandt G, Wolf U. Long-term health risk after breast cancer radiotherapy: overview of PASSOS methodology and software. Radiat Prot Dosimetry 183(1-2) (2019) 259-263. doi.org/10.1093/rpd/ncy219