Beabsichtigte Weiterentwicklungen

In PASSOS wurde viel erreicht, aber es ergaben sich auch neue Anforderungen und Fragen. Zwar endet das Projekt mit Ablauf des Jahres 2016, trotzdem sind Weiterentwicklungen zu folgenden Bereichen von hohem Interesse:

  • Die Strahlenexposition des Herzens bei der Brustkrebs-Strahlentherapie hat in den letzten Jahren abgenommen und damit das Risiko von strahleninduzierten kardiovaskulären Erkrankungen. Die PASSOS Herzstudie hatte nicht genug Beobachtungszeit für einen signifikanten Nachweis des Strahlenrisikos und soll deshalb verlängert werden. 
  • Die Software soll in der klinischen Routine getestet und eventuell angepasst werden. Neben den Risiken soll in Zukunft auch der Nutzen der Strahlentherapie dargestellt werden. Mit einer Schnittstelle zur Planungs-Software könnten die Organdosis-Verteilungen in Zukunft direkt aus dem Therapieplan ausgelesen werden.
  • Die Bestrahlungstechniken und Zielvolumenkonzepte haben sich während der Laufzeit des Projekts weiterentwickelt. Auf der einen Seite hat Strahlentherapie unter tiefer Inspiration das Potential, die Herzdosis signifikant zu reduzieren. Auf der anderen Seite zeigen aktuelle Studien eine Reduktion von Rezidiven bei zusätzlicher Bestrahlung der regionalen Lymphknoten, die allerdings auch eine zusätzliche Strahlenbelastung der umliegenden Organe darstellt. Es ist deshalb notwendig, die Software um moderne Techniken, wie z.B. auch VMAT, oder neue Fraktionierungsschemata zu erweitern.
  • Die Personalisierung kann weiter vorangetrieben werden: Einerseits können Risikomodelle um persönliche Risikofaktoren erweitert werden, weil neue Studien zusätzliche Informationen bereitstellen, sowie durch eine bessere Verknüpfung mit Studien zum Hintergrundrisiko. Andererseits hat sich das Spektrum der möglichen Bestrahlungstechniken erweitert, so dass eine patientenspezifische Dosis-Vorhersage der unterschiedlichen Techniken wichtiger denn je ist.
  • Das Risiko von Zweittumoren nach Strahlentherapie ist im Verhältnis zur Dosis geringer als das Strahlenrisiko in Kohorten von beruflich Exponierten oder den Atombombenüberlebenden von Hiroshima und Nagasaki. Moderne Strahlentherapie-Studien zu Zweittumoren liefern Information zur Dosis-Wirkungsbeziehung bis hinab zu wenigen Gray. Bisher sind die Unterschiede in den Risikowerten nicht gut verstanden und können vermutlich nicht alleine auf Zell-Sterilisation bei hohen Dosen zurückgeführt werden. Mit modernen Bestrahlungstechniken ist der Hochdosis-Bereich auf ein eng um das Zielvolumen begrenzten Bereich eingeschränkt, so dass Risikoabschätzungen für den mittleren Dosisbereich von größter Bedeutung für das Gesundheitsrisiko sind. Mechanistische Analysen können Einsichten in diese Fragestellungen bringen und die Risikoabschätzungen für Organe mit hohen Dosisgradienten verbessern.